Brillante Musiker und die strahlende Königin des Abends: Sängerin Titilayo Adedokun mit Heinz Dauhrer (r.) und seinen Jazz-Kollegen.

Holzkirchen – Im Kultur im Oberbräu in Holzkirchen gab es beim letzten Konzert des Jahres beswingte Volksmusik und verjazzte Weihnachtsklassiker zu hören.

Das letzte Konzert des Jahres im Festsaal des Kultur im Oberbräu war erste Sahne – vom allerfeinsten. Trompeter Heinz Dauhrer versammelte zu „Swingle Bells for Christmas Time“ Spitzenmusiker und Sängerin Titilayo Adedokun auf der Bühne. Beswingte Volksmusik und verjazzte Weihnachtsklassiker begeisterten die Zuhörer. Immer wieder erhielten die Künstler Zwischenapplaus, und die Rufe nach Zugaben wollten gar nicht enden. Kein Wunder, die Kombination von Musikalität und guter Laune schwappte binnen Sekunden von der Bühne ins Publikum.

Dauhrer trat nicht nur als Trompeter auf, er führte auch auf sehr lockere Art durch den Abend. Hier und da trug er ein Gedicht oder einen Text vor, grübelte über politische Herausforderungen des vergangenen Jahres und gab musikalisch den Takt an. An seiner Seite Stephan Holstein (Klarinette, Saxopohon), Joe Kienemann (Klavier), Werner Schmitt (Percussion), Andreas Kurz (Kontrabass) und die wunderbare Titilayo Adedokun (Gesang). Dabei war es völlig gleich, welche Kombination sich auf der Bühne ergab: nur Instrumentalisten, Bass und Gesang oder Klavier, Percussion und Bass – alle Lieder waren der reinste Genuss.

Da begann ein Song mit dem musikalischen Thema des Klassikers „Süßer die Glocken“, anfangs noch deutlich zu erkennen. Dann kamen Soli ins Spiel, und schnell vergaß der Zuhörer, dass da gerade ein Weihnachtslied gespielt wurde. Aber das Thema kehrte zurück, und für die Musiker gab es immer wieder Zwischenapplaus. Die geniale Musikalität der sechs Instrumentalisten stand außer Frage, obendrauf gab es eine große Portion Lebensfreude.

„Ich muss euch jetzt leider feuern, ihr seid raus“, erklärte Sängerin Adedokun den Musikern scherzend. „Naja, für vier Minuten.“ Auf dem Programm stand nämlich „Holy Night“, und begleitet wurde die charismatische Sängerin dabei lediglich von Bassist Kurz. Besinnlich, mit weicher, perliger Stimme sang Adedokun, die als Sopran in der Klassik ebenso zu Hause ist wie im Jazz, über die Heilige Nacht, brachte all ihre wunderbaren Stimmfacetten ein. Dazu immer ein offenes Lächeln auf den Lippen. Kein Zweifel: Sie lebt im Singen ihren Traum.

Weiter ging es mit Klassikern wie „Christmas in New Orleans“, „Kling Glöckchen“, oder „Auf den Bergen da weht der Wind“. Es wurde geswingt und gejazzt, im Publikum konnte kaum einer seine Füße still halten. Es wurde mitgeklatscht, gewippt und mit den Zehenspitzen aufs Parkett getippt. Die rund 250 Besucher waren begeistert. Publikum und Musiker passten an diesem Abend wunderbar zusammen, deswegen war es den Zuhörern auch nach über zweieinhalb Stunden Konzert nicht langweilig. Nach „Stille Nacht, heilige Nacht“ verabschiedeten sich die Musiker zunächst von ihrem Publikum, das damit aber nicht einverstanden war. Mit reichlich Applaus erklatschte es sich einen Nachschlag. Ein berauschender Abend, der den vorweihnachtlichen Stress schon mit den ersten Klängen wegputzte und Lust auf ein beschwingtes Weihnachtsfest machte.

Kathrin Suda

 

 

CD Review "Look at Me"

CD Review “Look at Me”

“Look at Me” CD Review – Munchner Merkur

 

 

…..Und dann der absolute Höhepunkt des Konzertes: Im Zentrum der Band nahm die Sängerin Titilayo Adedokun ihren Platz ein. Die Frau mit der Samtstimme kam direkt von Südafrika nach Bad Wörishofen, wo sie ihrem Namen als „Energiebündel“ alle Ehre machte. „Our Love is Here to stay“, sang sie stimmgewaltig. Wie die „Wine and Roses Swing Society“ riss auch Titilayo Adedokum die Swing-Fans zu Beifallsstürmen hin. Sie erlebten zwei Stunden lang Jazz und Swing vom Feinsten….

 

 

Titilayo Adedokun Trio, Bosco Gauting – 12.12.2013
Titilayo Rachel Adedokun, Carsten Goedicke, Benny Schäfer
Nach(t)kritik von Thomas Lochte

God praise the dentist! Der Herr preise den Zahnarzt, der noch am Tag des Bosco-Konzerts von Titilayo Adedokun dafür gesorgt hatte, dass die Sängerin trotz Kiefern- OP auftreten konnte. Ganz schmerzfrei sei sie zwar nicht, “aber gedopt” erzählte die warmherzig-tapfere Sängerin dem Publikum – sie hatte nach dem Ziehen eines Zahns lindernde Medikamente verabreicht bekommen. Titilayo ist dreifache Mutter mit nigerianischen Wurzeln und steht ihre Frau auch dann noch auf der Bühne, wenn sich Andere längst mit ihrer dicken Backe ins Bett verziehen würden. “How I Wish” ist so ein Song, der ihr Kämpferherz durchscheinen lässt und das tiefe Gottvertrauen, aus dem sie ihre Kraft und Lebensfreude schöpft: Als ihre zu früh geborene Tochter einst zu sterben drohte und dann doch überlebte, hat sie ihr ein Lied geschrieben, dass diese Kraft in Worte kleidet: “You belong right here” – hier genau gehörtst du hin, hat sie ihrem tapferen Baby damals zugerufen. Titlayo Adedokuns Lieder sind häufig solche sehr persönlichen Adressierungen; nachdem Nelson Mandela vor ein paar Tagen gestorben ist, widmet sie ihm ein bewegendes, helles “Let It Be” und sagt dazu: “Man muss kein Südafrikaner sein, um eine Verbindung zu diesem Mann zu haben.” Titilayo liefert an diesem Abend ein zutiefst humanistisches Konzert, mit innigen, spirituellen Botschaften und dem warmen Klang ihrer Stimme – das “Titilayo Adedokun Trio” ist zwar nicht ganz vollständig, aber mit Carsten Goedicke am Piano und Benny Schäfer an den Bässen ist sie in guten Händen. Goedicke, der bemerkenswerter Weise Pilot bei “German Wings” ist, hatte Titilayo bei einem Benefiz-Konzert für Asylbewerber kennen gelernt, und das war wohl auch kein Zufall, denn das Schicksal von Menschen, die für ein vermeintlich besseres Leben in ein fremdes Land gehen und ihre Familien zurück lassen, berührt die Sängerin ebenso wie der einsame Existenzkampf alleinerziehender Mütter: “For You” heißt ihr dazu geschriebener Song, der Mut machen soll und ein Stück von der eigenen Kraft spendet. Titilayo bringt ihre Lieder in einer versammelten, fast zurückgenommenen Weise, sie kann sich der Bandbreite ihrer Stimme auch mit einem Handycap noch sicher sein – kaum auszudenken, wenn sie erst wieder “im Vollbesitz” ihrer Möglich-keiten ist: Bei der alten Drifters-Nummer “Save The Last Dance For Me” riskiert sie jenes Temperament, von dem ihr der Zahnarzt diesmal abgeraten haben wird: “Ich darf nicht lachen”, berichtet sie von dessen Anweisungen – und macht dann das Beste draus: Mit “Little Things Mean A Lot”, einem der schönsten Liebeslieder überhaupt, erzählt sie von den kleinen und doch so wichtigen Gesten der Liebe und “Santa Claus Is Coming To Town” von der fröhlichen Hoffnung, das alles gut werde (auch der CD-Ver-kauf). Titilayo Adedokun ist ja erst in diesen vorweihnachtlichen Tagen aus ihrer neuen Heimat Südafrika wieder nach Europa gereist – und hat sogleich in der südafrikanischen Gemeinde München bei einem Memorial Service, einem Gedenkgottesdienst für Nelson Mandela, mitgewirkt. Wenn sie bei solchen Gelegenheiten etwa das gospelartige “Let Us Pray” intoniert, kommt auch die volle gutturale Tiefe ihrer Stimme zum Vorschein – eine schier unglaubliche vokale Verwandlung. Das Konzert im Bosco, es war im Grunde ein gesungenes Manifest menschlicher Anteilnahme, ein Ausdruck von Kraft und Lebensfreude. “Madiba” wird sich gefreut haben.
Review Gauting Bosco Dec. 12, 2013

 

 

Titilayo Adedokun in der Jazzbar Vogler
Wie gern wär’ man der Tropfen auf der Haut von Miss Ohio
Von kulturvollzug – kultur-vollzug.de, 30.07.2013


Titilayo Adedokun in der Jazzbar. Foto: Christina Maria Bauer

Noch einmal die Mikrofone zurechtgerückt. Mit prüfendem Blick steht Sängerin Titilayo Adedokun vor der Bühne der Jazzbar Vogler. Ihre Aufmerksamkeit ist ganz beim Klang eines Stücks, das ihre Musiker gerade anspielen. Offenbar ist nun alles so, wie es sein soll. Die Frau mit der Samtstimme nimmt ihren Platz im Zentrum der Band ein. Das erste Vokalstück „How I wish“ singt sie erstmals live. So kann sich auch Komponist Juanito Heldmann unmittelbar einen Eindruck machen. Er sitzt an diesem Abend im Publikum.

Für dieses Konzert hat Adedokun auch einige Jazzstandards aus dem All American Songbook ausgewählt. Dazu gehören „Fever“, „Too darn hot“ von ihrem Lieblingskomponisten Cole Porter und „They all laughed“ von George Gershwin. Außerdem die gefühlvollen Balladen “Little things mean a lot” und “I wish you love”, bei denen die Sängerin bedauert, sie nicht selbst geschrieben zu haben. Doch immerhin kann sie mit ihrer feinsinnigen Interpretation diese Songs ein wenig auch zu den ihren machen.

Zur Hochform läuft Adedokun aber tatsächlich bei ihren eigenen Kompositionen auf. Hier wird sie quasi ganz energiegeladener Klang und emotionaler Ausdruck. Bei diesen Stücken spricht alles an ihr. Es liegt natürlich auch an ihrer enormen Gesangs- und Darstellungsfähigkeit. Nicht umsonst stand sie international schon als Opern- und Musicaldarstellerin auf vielen Bühnen. Sie sang unter anderem die „Aida“ in einer Inszenierung von Franco Zeffirelli zum 100. Todestag Giuseppe Verdis am Teatro Verdi in Busseto.

Doch ein großer Teil der Strahlkraft ihrer eigenen Songs hat mit den sehr persönlichen, emotionalen Themen zu tun. „The road is long“ handelt vom Durchhalten und Weitermachen, auch wenn der Weg manchmal noch so schwer ist. Die Inspiration hierfür war denkbar traurig. Eine befreundete Sängerin hatte sich in einer depressiven Phase das Leben genommen. Das Stück „For you“ soll ein Trost sein für alle, die sich gestrandet fühlen, allein oder vergessen. „Es ist für jeden, der in irgendeiner Weise Asyl sucht“, erklärt Adedokun. „You belong right here“ entstand, als die Sängerin im Krankenhaus am Bett ihrer kleinen Tochter saß. Was zunächst nach einem plötzlichen Kindstod aussah und zu einer panischen Fahrt ins Krankenhaus führte, löste sich schließlich doch noch ins Gute auf.

Solche Stücke singt man nicht einfach so nebenbei. Adedokun nimmt sich daher auch mehrmals die Freiheit, ihr Publikum zur Ruhe zu mahnen. Manchmal merkt man eben, dass die Jazzbar Vogler eine Bar ist und kein Konzertsaal. Da hat man es mit ausdrucksstarken, feinen Balladen musikalisch ein wenig schwerer als mit beschwingten Stücken. Adedokuns Aufforderung „It’s A Capella Time“ zeigt allerdings umgehend Wirkung. Sie kann sich bei Bedarf souverän Gehör verschaffen.

Nicht all ihre eigenen Stücke haben einen dramatischen Kern. „Look at me“ entsprang der Reflexion ihres bisherigen Lebensweges und der Beziehung zu ihrem Mann. Ihm gilt auch die heitere Komposition „Doo, you’re my baby“.  „Three little sisters“ klingt leichtherzig und verspielt und dürfte damit ganz den Adressatinnen entsprechen, Adedokuns drei Töchtern. Energie und Verve zeigt die Sängerin besonders bei „Gimma joy back“, in dem sie ihre Lebensfreude verteidigt.

Adedokun ist auch gut darin, anderen Raum zu lassen. Bei jedem der drei Sets des Abends gehört das erste Stück allein den Instrumentalisten. Carsten Goedicke am Piano, Benny Schaefer am Bass und Bastian Jütte am Schlagzeug zeigen in versierten Soloparts, dass sich das Zuhören bereits bei jedem Einzelnen von ihnen lohnt. Im Lauf des Konzerts gibt Adedokun sogar einmal ihr Mikrofon ab. So kann eine ihrer Gesangsschülerinnen mit einem Jazzstandard und im anschließenden Duett zeigen, dass sich der Unterricht gelohnt hat.

Obwohl der Sommerabend draußen kaum schöner sein könnte, dürfte sich jeder Zuhörer in seiner Entscheidung für dieses Konzert bestätigt fühlen. Wenn die Sängerin ins Schwitzen kommt, reicht ihr gern umgehend jemand ein Taschentuch. So kann sie sich mal eben dezent ein paar Tropfen von der Haut tupfen. Sie wäre mit ihnen zweifellos nicht weniger schön gewesen. Dass sie einmal die Wahl zur „Miss Ohio“ und beinahe auch die zur „Miss America“ gewonnen hat, kann man jetzt verstehen.

Die Zugabe „It’s now or never“ präsentiert Adedokun noch einmal in Hochform. Mit dem in diesem Arrangement enthaltenen Ausflug in den Operngesang setzt sie einen stimmgewaltigen Schlusspunkt. Sie kündigt an, dass ihr zweites Album nun wirklich bald veröffentlicht wird. Wer heute zugehört hat, weiß, dass man auch auf diesem große Gefühle erwarten darf.
Christina Maria Bauer

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„Zum Glück wurde 1994 die Miss Ohio nur Dritte in der Wahl zur Miss America. Womöglich hätte die in Nashville in einer nigerianischen Familie geborene Titilayo Rachel Adedokun als Siegerin ihre Sopran-Gesangskarriere vernachlässigt. Die Bandbreite ihres Repertoires ist verblüffend, doch eben Adedokuns außergewöhnlicher Stimme entsprechend. Ihre dunklen Tiefen sind voller Temperament und rauchiger Färbung: Die bluesige Stimmlage der Jazzsängerin, die voller Inbrunst große Töne von unten anfährt. Die Mittellage der Musical-Lady spannt sich zwischen nahezu Rock Ausdruckskraft und balladesker Emotionalität…“ SÜDDEUTSCHE ZEITUNG